Von den Melodien der Tambouren und Pfeifer zum Brummen der Autobahn, vom Bimmeln der Glocken zum Getöse der F/A-18, vom Klangbild der Dialekte zum Widerhall der Open-Air-Festivals, das Wallis ertönt in einer vielschichtigen Fülle von Klängen, die zu besonderen Tätigkeiten gehören und von der Geschichte und der einzigartigen Topografie zwischen Talgrund und Hochgebirge geprägt sind. Die Geräusche, Stimmen und Klänge des Alltags – Echo der menschlichen und anderen Aktivitäten, mal Kommunikationsmittel, mal identitätsstiftend, mal Sinnbild des Tourismus, mal Ursache für Beschwerden, mal Teil des Kulturerbes – begleiten den gesellschaftlichen Wandel und bieten einen besonderen Zugang, um die Entwicklung eines Gebiets, der Sinnesempfindungen und der Beziehung zur Welt durch Zuhören zu hinterfragen.
Eine klangliche und sinnliche Ausstellung
Die Ausstellung «Wallis Sound System», die von 8. Juni 2024 bis 12. Januar 2025 im Ausstellungszentrum Le Pénitencier gezeigt wird, ist eine Kombination aus Kulturerbe und Kreativität, wobei die geschichtliche Perspektive von einer Sinneserfahrung begleitet wird. Das Geschichtsmuseum Wallis war bestrebt, einen Dialog zwischen einem geschichtlichen und einem künstlerischen Vorgehen zu schaffen und hat deshalb für dieses Projekt mit der Sektion Geschichte der Universität Lausanne und dem Departement Klangkünste der EDHEA (Schule für Design und Kunsthochschule Wallis) zusammengearbeitet. Zwei Klangkreationen der EDHEA sowie ein Werk der Künstlerin Abril Padilla bilden den Soundtrack des Rundgangs.
Die erste Kreation, die anhand von Tonaufzeichnungen verschiedener Gedächtnisinstitutionen entstanden ist, die das audiovisuelle Kulturgut im Zusammenhang mit dem Kanton verwahren, wie die Mediathek Wallis-Martinach, führt einen Dialog mit den präsentierten Thematiken und den ausgestellten Objekten. Die zweite Kreation, die anhand bisher unveröffentlichter, eigens für dieses Projekt gemachter Aufzeichnungen entstanden ist, bietet eine zeitgenössische Interpretation der Klänge des Walliser Territoriums. Eine in Zusammenarbeit mit dem Archiv der RTS realisierte Montage von Stummfilmen bildet einen Kontrapunkt zu diesem Klangarrangement.
Die dritte Komposition ist eine Installation der Künstlerin Abril Padilla, welche diese anhand des reichen Archivbestands des Tonjägers Paul-André Florey geschaffen hat, der in der Mediathek Wallis–Martinach konserviert ist.
Die Ausstellung ist eine Aufforderung, den Eigenheiten und der Entwicklung der Klänge des Wallis im Verlauf des 20. Jahrhunderts zu lauschen und über unsere Beziehung zum Territorium und zu anderen Menschen nachzudenken. Sie hinterfragt das Kulturerbe, die Sinnbilder und die Vorstellungen, die rund um diese Klänge entstehen, die zuweilen mit grossen symbolischen Werten besetzt sind.
Echos in den drei Kantonsmuseen
Als Echo dazu sind in den Dauerausstellungen der drei Walliser Kantonsmuseen Klanginstallationen zu hören, gleichermassen als ergänzende Resonanzen.
Im Kunstmuseum Wallis gibt Marcus Maeders Perimeter Pfynwald einen akustischen Einblick in die Auswirkungen des Klimawandels auf den Pfynwald (VS)
Im Naturmuseum Wallis erzählt Melting Landscapes von Ludwig Berger in Ton und Bild vom Schmelzen des Morteratsch-Gletschers (GR)
Das Geschichtsmuseum Walllis baut eine Auswahl von Vinyl-Schallplatten aus den Sammlungen der Mediathek Wallis – Martigny in den Museumsrundgang ein und verwandelt das Museum auf Valeria in eine riesige Jukebox
Eine Ausstellung für alle
Ob die «Ohren auf Durchzug» stehen oder man ein feines Gehör hat, jede Person hat eine intime und persönliche Beziehung zum Klang. Gedacht für ein breites Publikum, lädt Wallis Sound System die Besucherinnen und Besucher ein, sich dieser Wahrnehmungen bewusst zu werden. Rund um die einfache Erfahrung von Stille, dem Feststellen der schmalen und sehr persönlichen Grenze zwischen Klang und Lärm, oder der Komplexität des alltäglichen Klangbads können Jung und Alt, allein oder in der Gruppe, stille und visuelle Spuren ihres Besuchs hinterlassen und gleichsam einen stummen Dialog führen mit denen, die vor ihnen da waren und denen, die danach kommen werden.
Ein Besuchskit für Familien
Für Familien steht ein Koffer mit Vorschlägen zur Verfügung, um den Besuch mit Experimenten und Diskussionen zu füllen: Es beginnt mit einem Aufwärmtraining für die Ohren, geht weiter mit einem grossen Wandgemälde, das vervollständigt werden muss, einem Klanglotto, verschlüsselten Botschaften und vielen anderen Überraschungen, die es zu entdecken gilt.